Modellschule

Lernförderliche Leistungsrückmeldung in der Grundschule

Die Silberbergschule ist Modellschule für den Schulversuch Lernförderliche Leistungsrückmeldung in der Grundschule. Eine kurze Zusammenfassung finden Sie unter https://www.silberbergschule-bahlingen.de/Informationen/leistungsrueckmeldung
Den Ablauf, den Prozess, teilweise die Arbeit und Gedankengänge zu LLr machen wir hier für Sie transparent.

https://www.badische-zeitung.de/notenfrei-die-neugier-entfachen--218506147.html ("Wie die Bahlinger Silberbergschule ohne Noten arbeitet", Badische Zeitung vom 09.10.2022)

https://www.badische-zeitung.de/so-funktionieren-schulen-ohne-noten-in-suedbaden

 
Eltern informieren Eltern zu "Lernförderliche Leistungsrückmeldung"
Der Elternbeirat hatte die Idee die Eltern des Kindergartens über die Silberbergschule und insbesondere zur "Lernförderlichen Leistungsrückmeldung" zu informieren. Diese Idee finden wir großartig! Der Termin wird demnächst bekannt gegeben.

Gemeinden und Schulen außerhalb Bahlingens fragen mittlerweile nach, ob wir zu dem Schulversuch informieren können. Von Vertretern aus Wirtschaft und Handwerk erhalten wir viel Zustimmung. Eltern, denen der Schulversuch noch unklar ist oder die unsicher mit der Beurteilung sind, weil sie Ziffernnoten am besten kennen, können gerne bei der Elternbeiratsvorsitzenden oder der Schulleitung anfragen. Wir informieren und erklären, ohne jedoch auf Grundsatzdiskussionen einzugehen. Für die Eltern der jeweiligen 4. Klasse nehmen wir uns besonders viel Zeit bei einem Informationsabend. Mit den weiterführenden Schulen sind wir bereits im Kontakt.
 
 
Kompetenzrückmeldung zum Schuljahreshalbjahr
LLr-KSH-Klasse 1.pdf
LLr-KSH-Klasse 3.pdf
LLr-KSH-Klasse 4.pdf
LLr-KSH-Klasse 2.pdf

Kompetenzrückmeldung zum Schuljahresende
LLr-KSE-Klasse 1.pdf
LLr-KSE-Klasse 2.pdf
LLr-KSE-Klasse 3.pdf
LLr-KSE-Klasse 4.pdf


Elternbrief zur schriftlichen Halbjahresinformation 2024 (Erklärung zu den Einschätzungen=

Elternerklärung_KSH_2024.pdf
Manche Eltern waren dieses Halbjahr irritiert, dass die Einschätzungen am Ende des Schuljahres besser waren, als im Schulhalbjahr. Die Einschätzungen der Lehrerinnen können in der Halbjahresinformation nicht alle bei "Das kannst du sicher" oder "Du bist Experte/Expertin" aus. Jedes Schuljahr beginnt wieder mit neuen, schwierigeren Lerninhalten. Die Lehrerinnen, oft auch mit der Schulleitung, führen mit den Eltern deren Kinder die Mindeststandards nicht erreichen über das ganze Jahr hindurch zusätzliche Gespräche, um nach Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Sonst würde es keinen Sinn machen einen Prozess abzubilden.
"Sternengespräch" und Eltern-Kind-Gespräche, entwickelt durch das Kollegium, Start 2023/24
Ein Sternenhimmel mit Planeten (siehe Bild) ist die Grundlage für das Gespräch. Die Lehrlräfte haben einen Ablaufplan für die Gespräche entwickelt und dokumentiert, damit die Gespräche professionell verlaufen. Sie wurden vorher geschult, wann Feedback/Feedforward am wirksamsten ist und wie man motivieren kann. Sie starten damit, dass das Kind jeweils zwei Spielzeugsterne auf den Stern der Freude (Sonne) und dem Planet der Erfolge legen darf. Indem über Freude gesprochen wird, kommen auch manchmal Sorgen hervor, auch das ist unsere Aufgabe. Indem über die Erfolge gesprochen wird, wird dem Kind bewusst, dass es selbstwirksam etwas erreichen kann und kann sich für die Zukunft merken, wie es etwas geschafft hat, was es für Strategien entwickelt hat, eine Schwierigkeit zu bewältigen und evtl. trotz Durststrecke durchgehalten hat. Das Gespräch geht dann weiter, in dem die Lehrerin mit dem Kind und mit den Eltern bespricht, welchen Planeten es heute mit der Rakete (eine Spielzeugrakete) anfliegt, um zu besprechen, an was es in nächster Zeit arbeiten sollte und wie das Kind die nächste Stufe des Lernens erreichen kann. Ein erreichbares Ziel wird anschließend auf einer kopierten "Rakete" aufgeschrieben, dieses wird aufgehängt und immer wieder im Unterricht überprüft. Dieses Ziel kann dann wieder beim nächsten Gespräch der Ausgang für den Planeten der Erfolge sein. Zum Schluss darf das Kind oder die Eltern noch beim Planet der Fragezeichen offene Fragen ansprechen oder bei der Sternschnuppe einen Wunsch äußern.
Das Bild hängt in jedem Klassenzimmer, so dass die Lehrerinnen während des formativen Feedbacks (Feedback während dem Lernen) verweisen können.

Bildreferenz: System Vektoren von Vecteezy
 
Austausch mit John Hattie über wirksames Feedback
Am 27. April tauschte sich das Kollegium im Hybrid Format mit John Hattie aus (Professor für Erziehungswissenschaften und Direktor des Melbourne Education Research Institute an der University of Melbourne, Australien). Vor dem Gespräch mit John Hattie tauschten wir uns zunächst für ca. 1,5 Stunden aus, z.B. einer guten Begleitung der Kinder in ihrem Lernprozess und "schalteten" John Hattie anschließend hybrid dazu, er konnte sich eine knappe Stunde für uns Zeit nehmen. Er belehrte nicht, hielt keinen Vortrag, sondern hörte zu und tauschte sich mit uns aus. Neben einigen anderen Themengebieten war auch die veriefte Auseinandersetzung wie man Kinder - mit den Rahmenbedingungen in Deutschland - so begleiten kann, dass der individuelle Lernprozess ihr eigener wird und nicht nur von außen oberflächlich an die Kinder  herangetragen wird. Wir sprachen über den großen Einfluss über das Denken von Erwachsenen. Über die wichtige Haltung der Lehrerkraft dem Kind gegenüber, seinen individuellen nächsten Lernschritt zuzutrauen und mit ihm darüber zu sprechen. Der Talk hat Spaß gemacht und noch einmal andere Blickwinkel in die gemeinsamen Denkprozesse gebracht, auch für die Lehrkräfte, die krankheitsbedingt nicht dabei sein konnten. Thank you John Hattie for your precious time!

 
Mündliche Rückmeldung der Eltern als Feedbackschlaufe
während der Elternabende im 2. Schulhalbjahr
Eltern der Klassen 1 und 2 gaben positives Feedback zur mündlichen und schriftlichen Leistungsrückmeldung. Durch die Kompetenzen sei jetzt transparenter, wo das eigene Kind stehe und was die Kinder lernen. Manche Eltern äußerten Bedenken vor einem Bruch nach der 4. Klasse in die weiterführenden Schulen in Bezug auf die Noten.

Der Bruch durch die Noten fand vorher von der 2. in die 3. Klassenstufe statt und wird bei uns nun zwei Jahre später sein. Wir werden Kontakt mit den weiterführenden Schulen aufnehmen und mittelfristig überlegen, wie wir die Kinder in der 4. Klasse darauf vorbereiten können.
Nachhaltige Wirksamkeit von lernförderlicher Leistungsrückmeldung
Lehrerinnen oder Lehrer geben den Kindern nicht nur während der Gespräche Feedback, sondern laufend während dem Unterricht und auch nach schriftlichen Leistungsnachweisen. Auch Eltern geben automatisch Feedback. Damit Feedback gelingen kann und nicht womöglich noch schadet ist das zu beachten:

Wir Erwachsene tragen durch unsere Reaktionen auf Erfolg oder Misserfolg dazu bei, ob Kinder sich eher zu misserfolgsängstlichen oder erfolgszuversichtlichen Erwachsenen entwickeln (nach Prof. Dr. Rosa Maria Puca)
 
Vermeiden:
  • kein personenbezogenes Feedback, wie z.B. "Du bist sehr begabt" oder "Du bist dumm".
  • Kinder verknüpfen die Rückmeldung mit sich selbst und entwickeln ein negatives Selbstbild. Dies ist auch der Fall bei begabten Kindern, z.B. wenn die Leistung einmal schlechter ausfällt, denn kaum ein Mensch kann durchgängig 100% Leistung abrufen.
  • Genderbezogenes Feedback: "Alle Mädchen können gut malen" oder "Alle Jungen sind gut in Mathematik." 
  •  
Besser:
  • Feedback, das sich auf den Prozess oder eine bestimmte Strategie bezieht, wie z.B. "Du hast dir viel Mühe gegeben", "Der Text ist gut, weil du ... verwendet hast" oder "Du hast Fortschritte gemacht, weil du viel geübt hast".
  • Personen, die Hoffnung auf Erfolg haben und damit erfolgszuversichtlich sind, setzen sich realistische Ziele und wissen, dass ihr Erfolg nicht von Glück oder vom Zufall abhängt.
 
 
Eine Zeitleiste über unsere Entwicklung zu dem Thema lernförderliche Leistungsrückmeldung im Schuljahr 2022/23 sehen Sie hier:

https://kmz-emmendingen.taskcards.app/#/board/ef09d92d-a204-49fb-a61d-674e765c7e1b?token=071b2822-76d9-4c5f-8d5d-3b588005603e
 
 
Elterninformation zur Modellschule:
Modellschule_Elterninformation_2022-07-09.pdf
Evaluation_IBBW_Infoschreiben.pdf

 

Ergebnisse der Elternbefragung vom Juni 2022:
Auswertung_Elternbefragung_2022.pdf

 


FAQs (erstellt vom Elternbeirat und Lehrerkollegium)

 

Frage 1: Wie soll mein Kind wissen, ob es gut genug ist?

Ihr Kind wird von uns Lehrerinnen in seinem eigenen Lernfortschritt eng begleitet und erhält regelmäßig im Verlauf des Lernprozesses kompetenzorientierte Rückmeldungen, in Form von Gesprächen und schriftlichen Rückmeldungen.
Wir möchten die Fähigkeit der Kinder stärken, ihren Lernweg zu beobachten, einzuschätzen und zu verbessern. Durch regelmäßige Gespräche mit der Lehrerin lernen die Kinder:

  • den eigenen Lernweg und Lernerfolg wahrzunehmen
  • Selbstvertrauen in ihre Stärken zu haben
  • durch ihr eigenes Tun eine Hausforderung zu bewältigen (Selbstwirksamkeit)

Mit dem Kind legen wir in den Gesprächen individuelle Ziele fest und begleiten es in den Schritten, die es bis zu diesem Ziel gehen muss. Solange ein Kind motiviert an seinen Zielsetzungen arbeitet, in seinem Tempo und auf seinem Lernweg, ist es „gut genug“.


Frage 2: Woher weiß ich als Elternteil, dass mein Kind Förderbedarf hat?

Wie bisher auch, sind wir in einem engen Kontakt mit den Eltern. Denn nur mit der Zusammenarbeit mit den Eltern kann das Kind gut lernen. So werden weiterhin die Kennenlerngespräche und die ausführlichen halbjährlichen Lernentwicklungsgesprächen mit den Eltern und den Kindern stattfinden. Außerdem liegt uns der Lernfortschritt Ihres Kindes sehr am Herzen und wir treten, wie bisher auch, in Kontakt, wenn wir Bedarf an zusätzlicher Förderung sehen. In den Gesprächen mit dem Kind wird der Lernweg mit den nächsten Schritten besprochen und schriftlich festgehalten. Diese individuellen Ziele sind für Sie einsehbar. In den schriftlichen Rückmeldungen (z.B. nach einer schriftlichen Lernzielkontrolle) wird für Sie als Eltern der derzeitige Lernstand, sowie die individuellen Fortschritte des Kindes verdeutlicht.


Frage 3: Wie soll mein Kind lernen, dass es auf die Leistung im Leben ankommt. Von nichts kommt nichts?

Wir sind leistungsorientiert! Wir erwarten von Ihrem Kind Leistung! Was sich ändert ist die Art und Weise, wie wir Ihrem Kind Rückmeldung zu seiner Leistung geben und durch diese Art das Kind zu weiterem Lernen motivieren. Wir haben jetzt schon nur am Ende der 2. Klasse die Benotung in den Fächern Deutsch und Mathematik. Unter den Arbeiten stehen bis dahin keine Noten. Dennoch haben wir leistungsstarke Kinder in der ersten und zweiten Klasse.


Frage 4: Wenn die Kinder nur noch machen können worauf sie Lust haben, entspricht das nicht dem wahren Leben.

An der SBS dürfen die Kinder nicht (nur) machen worauf sie Lust haben. Wir richten uns nach den Kompetenzen des Bildungsplans für BW und sehen es als unsere Aufgabe, diese gemeinsam mit den Kindern anzustreben. Die Kinder haben in den Kernthemen klare Vorgaben, zum Teil in Form von Plänen, was sie zu bearbeiten haben.


Frage 5: Wie sollen die Kinder auf Anforderungen der weiterführenden Schulen vorbereitet werden? Dort zählen schließlich Noten?

„Kompetenzorientierung des Lernens verlangt entsprechende Formen der Leistungsbeurteilung“, so lautet die Notenverordnung in der Grundschule (VO GS, Artikel 2, §1)
Wir sind der Auffassung, dass wir die Kinder in der Fähigkeit, ihren eigenen Lernprozess zu beobachten, einzuschätzen und zu verbessern, stärken sollten. Mit Selbstvertrauen können sie an die gestellten Lernaufgaben herantreten und ihre Selbstwirksamkeit in ihrem Lernprozess erfahren. So sind sie bestens auf Anforderungen der weiterführenden Schulen vorbereitet.
Auch Firmen stellen mittlerweile darauf um, Portfolios der Bewerber und Bewerberinnen zu berücksichtigen und weniger die Zeugnisnoten, da diese weniger aussagekräftig sind. Die Gemeinschaftsschule arbeitet bereits seit Jahren erfolgreich ohne Noten, bis zum Abschlussjahrgang.


Frage 6: Wird mein Kind ausreichend gefördert und gepusht? Es soll doch mit bestmöglichen Ergebnissen aus der Schule gehen.

Feedback befindet sich laut Hattie unter den Top 10 der Einflussfaktoren für den schulischen Lernerfolg.
Die Meta-Analyse aus John Hatties „Visible Learning“ (Lernen sichtbar machen) gibt uns hier Antwort: John Hattie hat über 15 Jahre eine Zusammenführung von 800 Meta-Analysen, die ihrerseits bereits Einzelstudien zusammengeführt haben, im Bereich der empirischen Bildungsforschung vollzogen. Die Meta-Analyse ist in sechs Bereiche gegliedert, denen 138 Faktoren zugeordnet werden. Es wird dort beschrieben, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren auf schulischen Lernerfolg haben. Auch wenn die Gefahr besteht, hier eine verkürzte Interpretation wiederzugeben, lässt sich zusammenfassen, dass der Faktor „Feedback“ (Feedup, Feedback, Feedforward) einer der wirksamsten Einflussfaktoren für den schulischen Lernerfolg hat. (vgl. Hattie, J. (2013): Lernen sichtbar machen. Schneider Verlag. Baltmannsweiler.
Wir haben uns genau aus diesem Grund entschieden, uns beim Kultusministerium als Modellschule zu bewerben. Noten führen oft nicht zu einer leistungsförderlichen Haltung der Kinder. Ein Kind, welches die Note 1 bekommt, könnte denken, es sei fertig mit Lernen. Ein Kind, welches die Note 4-6 bekommt, könnte denken, es könne nichts. Wenn ein Kind sich anstrengt und besser werden will und immer noch nur die Note 4 bekommt, kann es nicht mehr leisten, weil die Frustration dazu führen wird, dass es irgendwann die Leistung nicht mehr steigern kann. Wenn aber die Kinder differenzierte Leistungsrückmeldung bekommen, könnte das leistungsstarke Kind sich noch weitere Herausforderungen suchen und das Kind, welchem das Lernen etwas schwerer fällt, dennoch seinen Lernfortschritt sehen, weitermachen und dranbleiben.
Der Lernverlauf aller Kinder wird von uns 8-10mal im Jahr in Mathematik und Lesen durch das onlinebasierte standardisierte Diagnoseinstrument „quop“ sichtbar gemacht und dokumentiert.


Frage 7: Wie soll ich mein Kind vergleichen können zu anderen?

Bitte sehen Sie Ihr Kind mit all seinen Stärken und Schwächen und vergleichen Sie es nicht mit anderen Kindern. Viel wichtiger ist es, das Kind mit sich selbst vor einer paar Wochen oder Monaten zu vergleichen.
So wie wir Erwachsene völlig unterschiedlich sind und unterschiedliche Fähigkeiten haben, so sind es die Kinder genauso. Es geht darum die Fähigkeiten herauszufinden und zu stärken. Der Fokus bei dieser Form von Feedback liegt auf der Fähigkeit von Lernenden, ihren eigenen Lernprozess zu beobachten, einzuschätzen und zu verbessern, unabhängig von anderen, da dies die Kinder nur in Stress versetzt. Feedback zur Selbstregulation hilft den Lernenden, sich selbst besser einzuschätzen, schafft Selbstvertrauen und erhöht die Selbstwirksamkeit, d.h. die Überzeugung durch eigenes Tun die gestellte Aufgabe bewältigen zu können. „Was ist die nächste Herausforderung, um weitere Lernfortschritte zu erzielen oder ein tieferes Verständnis zu entwickeln?“


Frage 8: Wie wird für die Anmeldung an anderen Schulen eine Einordnung gewährleistet, damit die Kinder nicht als "ach die ohne Noten" eingestuft werden.

Es wird vom Kultusministerium klare Vorgaben zum Layout der Zeugnisse für alle Modellschulen geben. Wir werden aber die Modellschule als Anlass nehmen mit den weiterführenden Schulen im Einzugsgebiet in den Austausch darüber zu gehen. Auch wir möchten, dass der Übergang für Ihr Kind gut und vorunrteilsfrei gelingt, ähnlich wie beim Übergang vom KiGa in die GS.


Frage 9: Wie soll ich meinem Kind ohne Noten klar machen, dass es mehr lernen muss damit es besser wird?

Durch die regelmäßigen Lernentwicklungsgespräche mit dem Kind wird gezielt herausgearbeitet, wo noch Unterstützungsbedarf ist oder wo neue Herausforderungen angegangen werden können. Auch Sie werden darüber informiert.


Frage 10: Wird mein Kind trotzdem alles was gefordert ist am Ende des Schuljahres können?

Unsere veränderte Leistungsrückmeldung hat keinen Einfluss auf die Bildungsinhalte. Wir unterrichten nicht plötzlich etwas weniger, nur weil wir keine Noten geben. Wir halten uns weiterhin an die Bildungsinhalte des Bildungsplans.
Die von uns erstellten Kompetenzraster richten sich nach dem Bildungsplan Baden-Württembergs. Die Kompetenzen sollten erreicht werden, aber auf unterschiedlichem Wege (z.B. mit Hilfsmittel oder ohne, oder als Transferaufgabe) und in individuellem Tempo.
Unsere Unterrichtspraxis verändert sich nicht. Nach wie vor handhaben wir es so: Wenn sehr viele Kompetenzen nicht erreicht werden können, dann suchen wir zeitnah das Gespräch mit den Eltern, um über weitere Unterstützungsmaßnahmen zu sprechen.


Frage 11: Wie kann mein Kind sich von anderen Schülern und Schülerinnen abheben und für fleißiges Lernen belohnt werden?

Wir halten Vergleiche zwischen den Schülerinnen und Schülern für nicht lernförderlich. Wir thematisieren bereits von Beginn auf, dass jedes Kind das Recht dazu hat, in seinem eigenen Tempo zu lernen. Für das fleißige Lernen werden die Kinder durch ihren individuellen Lernerfolg belohnt.
Die Kinder sollten lernen, nicht für eine Note zu lernen, sondern sich selbst zu belohnen, weil man ein gutes Gefühl hat, etwas gelernt und geschafft zu haben.


Frage 12: Ich habe Angst, dass mein Kind nach der GS einen Schock bekommt, wenn es merkt wie die anderen Schulen funktionieren.

Die Kinder sollen in der Grundschule sowohl in ihren Kompetenzen, als auch in ihrem Selbstbild gestärkt werden. Ziel ist es, dass die Kinder von sich ein realistisches Selbstbild bekommen und wir ihnen dazu immer wieder Rückmeldung geben. Nicht in Ziffernnoten, sondern detailliert.
Wir sind davon überzeugt, dass die Kinder an unserer Schule für ihr weiteres Leben bestmöglich gestärkt und in ihrer individuellen Leistung gefördert werden. Den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule gestalten wir sehr harmonisch. Jedes Kind bekommt Zeit erst einmal Grundschulkind zu werden.
Es ist ein Modellprojekt und wir hoffen, dass es einen Anlass bietet, mit den weiterführenden Schulen in den Austausch zu kommen, damit der Übergang für die Kinder möglichst harmonisch gestaltet werden kann. Genau wie der Übergang von Klasse 2 bis 3 möglichst sanft gestaltet wird an unserer Schule, so hoffen wir, wird es zukünftig auch von Klasse 4 in Klasse 5 gelingen.


Frage 13: Welche weiterführende Schulen haben das selbe Programm?

Die Gemeinschaftsschule in Ihringen hat ebenfalls keine Notengebung, sondern kompetenzorientierte Leistungsrückmeldung, bereits seit 10 Jahren.


Frage 14: Warum macht Bahlingen bei dem Programm mit?

Für uns ist es eine Fortführung unserer Schulkultur. Wir arbeiten bereits mit kompetenzorientierten Leistungsrückmeldungen, auf denen erst ab Klasse 3 die Note als Ergänzung steht. Wir versuchen auf das Lernen Ihres Kindes bereits individuell einzugehen und stehen in engem Kontakt mit Ihnen als Eltern. Wir möchten unsere Schule im Rahmen dieses Modellprojekts weiterentwickeln, in dem wir z.B. die Gespräche mit den Kindern in den Schulalltag noch stärker und systematisch integrieren.
Wir sind ein motiviertes Kollegium, das Lust hat für Ihre Kinder Dinge neu zu entwickeln und mit der aktuellen Bildungspolitik und Bildungswissenschaft mitzugehen.


Frage 15: Ist das Konzept nicht eher geeignet für lernschwächere Kinder/mit Förderbedarf? Was ist mit den Guten?

Gerade auch die Leistungsstärkeren werden ermutigt sich neuen Herausforderungen zu stellen. Feedback befindet sich laut Hattie unter den Top 10 der Einflussfaktoren für den schulischen Lernerfolg. Die Meta-Analyse aus John Hatties „Visible Learning“ (Lernen sichtbar machen) gibt uns hier Antwort: John Hattie hat über 15 Jahre eine Zusammenführung von 800 Meta-Analysen, die ihrerseits bereits Einzelstudien zusammengeführt haben, im Bereich der empirischen Bildungsforschung vollzogen. Die Meta-Analyse ist in sechs Bereiche gegliedert, denen 138 Faktoren zugeordnet werden. Es wird dort beschrieben, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren auf schulischen Lernerfolg haben. Auch wenn die Gefahr besteht, hier eine verkürzte Interpretation wiederzugeben, lässt sich zusammenfassen, dass der Faktor „Feedback“ (Feedup, Feedback, Feedforward) einer der wirksamsten Einflussfaktoren für den schulischen Lernerfolg hat. (vgl. Hattie, J. (2013): Lernen sichtbar machen. Schneider Verlag. Baltmannsweiler.


Frage 16: Die Kinder untereinander merken doch trotzdem, dass einer viel weiter im Heft ist / viel langsamer vorankommt.

Kinder lernen bei uns, dass sei unterschiedlich sind. Jedes Kind geht seinen Lernweg und dieser ist anders als der eines anderen Kindes in der Klasse. Beide kommen an ein Ziel. Es gibt keine "versteckten Noten" durch Smileys, Kreuze oder andere Symbole. Dies ist tatsächlich der Schwachpunkt an Kompetenzrastern, allerdings wäre es zu beliebig und zu unklar, wenn es gar keine geben würde. Wir begleiten die Kinder innerhalb der Gespräche, indem wir sagen, "das kannst du und das wirst du noch lernen".


Frage 17: Neu aufgerollt, was vor einem Jahrzehnt schon nicht gefruchtet hat.

Wir arbeiten in der Grundschule mit Kindern. Es ist ein Unterschied, ob Kinder ab Ende Klasse 2 Noten bekommen, oder ab Klasse 8, wo dann die Berufsorientierung in den Fokus genommen wird. Es macht einen großen Unterschied für das Selbstbild der Kinder. Die Kinder beginnen in der Grundschule erst ihren langjährigen Lernweg. Es geht hier auch darum, die kindliche Lernmotivation und Freude am Lernen zu erhalten und zu fördern.


Frage 18: Die guten Schüler werden es trotzdem mittragen und schaffen. Die lernschwächeren Schüler bekommen noch verstärkt einen Knacks wenn sie die Schule wechseln und dort innerhalb kürzester Zeit funktionieren müssen - ohne lern so langsam wie es für dich passt - und dann gibt es Noten und man fällt erst recht aus dem Raster.

Der Anschluss für lernschwächere Kinder sind in der Regel weiterführende Schulen, in denen ebenfalls auf individuelle Lernwege und auf das Tempo geachtet wird. Unser Anliegen ist es, dass sie dorthin mit Selbstvertrauen gehen.


Frage 19: Wird es trotzdem Lernzielkontrollen geben? Wenn ja, wie werden diese bewertet (evtl. Punkte o. ä.)? Wird es verschiedene Niveaus geben bei den Lernzielkontrollen (z. B. Grundniveau, Mittleres Niveau u. erweitertes Niveau)?

Wie bisher auch schon setzt sich eine Leistungsbewertung in der Grunschule aus vielen Lernnachweisen zusammen, inklusive Lernzielkontrollen. Das Kollegium entwickelt dies laufend weiter, wie bisher auch schon. Das Kollegium hat bereits einen ganzen Strauß an Möglichkeiten gemeinsam dokumentiert, welche Möglichkeiten es in den Bereichen "Projekt", "Prozess/Produkt", "schriftliche Lernzielkontrolle", "Einzelgespräche", "Präsentation/Vortrag" in Fächern und Sachthemen gibt.


Frage 20: Ein Rückmeldegespräch kann ja auch so geführt werden, dass das Kind mit einem negativen Gefühl raus kommt, z.B. durch unrealistische Ratschläge und auch durch das permanente Aufzeigen, was das Kind nicht kann. Wie machen Sie das?

Wir werden uns im nächsten Schuljahr tiefergehend mit Rückmeldegesprächen befassen und planen bereits einen Coach oder unsere Prozessbegleiter einzuladen, die mit uns trainieren. Wir denken nämlich, dass es wichtig ist, z.B. in Rollenspielen selbst Gespräche zu üben. So kann man sich zum einen in das Kind hineinversetzen. Und zum anderen kann man üben, welche Fragen geeignet sind, damit das Kind Selbstvertrauen in die eigene Stärke bekommt, den eigenen Lernweg und Lernerfolg wahrnimmt und aufzeigt, wie es durch das eigene Tun eine Herausforderung bewältigen kann. Es ist immer darauf zu achten, nicht selbst zu viel zu reden, sondern das Gegenüber sprechen zu lassen, gut zuzuhören und dann die geeigneten Fragen zu stellen, damit ein Denkprozess angestoßen wird. Wir werden das gut vorbereiten. Das Ganze wird selbstveständlich immer auf einer sehr wertschätzenden Art und Weise stattfinden.


Frage 21: Es kam doch eine Studie heraus, in der die Grundschulen in Deutsch und Mathematik so schlecht abschneiden?

Für diejenigen, die in den Medien Ergebnisse des Instituts zur Qualtitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zur Arbeit an Grundschulen gelesen oder gehört haben, möchten wir folgendes erläutern. Für das Bildungsmonitoring werden laut Kultusministerkonferenz Länderstudien und Vergleichsstudien durchgeführt, als Rückmeldungen für die Ministerien und deren Behörden. Bildungsmonitoring ist nicht für einzelne S

chulen oder einzelne Lehrkräfte gedacht, auch wenn das von manchen Verbänden oder von manchen Medien so dargestellt wird. Es trägt zum Qualitätsmanagement des Systems bei, indem Daten erhoben werden. Das Kultusministerium kann dann damit datengestützt Qualitätsentwicklung betreiben und die Qualität verbessern. Es ist nicht die Aufgabe einer einzelnen Schule oder einer einzelnen Lehrerin oder Lehrer, auf die Ergebnisse des Bildungsmonitoring einzugehen. Die einzelnen Schulen kümmern sich wiederum darum, dass sie regelmäßig evaluieren, Fortbildungen machen, und die Kinder im Auge behalten. Das machen wir an der Silberbergschule regelmäßig, auch dieses Schuljahr, wie Sie an dem Ergebnis der Elternevaluation sehen. Allgemein gilt, dass Ergebnisse dazu da sind, um Erkenntnisgewinn zu erhalten.