Talk with John Hattie

Einblicke in die kollegiale Teamarbeit

Um auf den rasanten Gesellschaftswandel zu reagieren und die fehlende Unterstützung für Grundschulen in den vergangenen Jahrzehnten etwas aufzuholen, arbeiten die Lehrkräfte gemeinsam kontinuierlich an Schulentwicklungsprozessen. Neue veränderte Denkweisen und neues Verhalten, die der technische Fortschritt nun mal mit sich bringt, würde man individuell als Lehrerin kaum bewältigen können. Auch gemeinsam ist dies eine enorme Herausforderung, aber gemeinsam doch eher möglich:

Die Grundlage unserer Zusammenarbeit im Kollegium ist das gemeinsame Lernen und das Ziel, den Kindern eine zeitgemäße und kinderorientierte Bildung zu ermöglichen. Unsere Haltung ist stärkenorientiert und nicht defizitorientiert den Kindern gegenüber, trotz des selektiven Systems. Wir sehen eine große Verantwortung die Kinder in den jungen Jahren im Bereich Lernen zu begleiten und diesen das Gefühl von Selbstwirksamkeit mitzugeben, auch wenn sie sich in bestimmten Bereichen schwer tun.

Dazu gehört auch, dass unser Team nicht nur aus Spezialistinnen für einzelne Fachgebiete besteht, sondern alle gemeinsam alle Themenfelder angehen. Wo es sinnvoll ist, holen wir uns externe Erfahrung und Austausch, von begleiteten Evaluationen, Fortbildungen untereinander und mit Experten aus Schule und der Arbeitswelt und vor allem immer im Austausch mit den Eltern unserer Schule.

So überlegen wir z. B. wie man den Unterricht so gestaltet, dass Kinder zum tiefergehenden Denken angeregt werden.

https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/Publikationsreihe-Wirksamer-Unterricht

Über aktuelle Impulse für die Gestaltung der Unterrichtspraxis verwenden wir Erkenntnisse der empirischen Bildungsforschung, evaluieren unsere Arbeit und tauschen uns regelmäßig dazu aus. Dabei ist zu beachten, dass datengestützte Unterrichtsentwicklung "data informed" und nicht "data driven" bedeutet, d. h. Es gibt bis dahin noch keine Lösungen für die Herausforderungen. Diese entwickelt die Schule erst auf Grundlage der vorliegenden Daten. Die Daten bilden den Ausgangspunkt für die gemeinsame Arbeit (Prof. Anne Sliwka).


Im gegenseitigen Austausch bilden wir uns gegenseitig bei den wöchentlichen Teamsitzungen fort und besuchen uns gegenseitig im Unterricht, um von- und miteinander zu lernen. Die Mitarbeitenden (Ehrenamt, Rückenwind, ukrainische Lehrkraft, Studierende) erhalten von uns eine Einführung  zum einfühlsamen und lernförderlichen Umgang mit den Kindern und eine Schulung zum Gebrauch des Handlungsmaterials. Aber auch für uns sind die Mitarbeitenden eine große Bereicherung und wir lernen auch durch deren Sichtweisen.

Die Nutzung von digitalen Medien spielen bei uns auch für die Schulorganisation und Kommunikation untereinander eine große Rolle. Wir haben eine Vielfalt an DSGVO konforme tools gefunden, die uns in unserem Arbeitsalltag unterstützen und den gegenseitigen Austausch und die Organisation erleichtern, so dass wir mehr Zeit am Kind haben.

Neben dem gemeinsamen Austausch im Gespräch über Haltung und Arbeitsweise baut das Kollegium stetig ein Materialpool auf einer gemeinsamen schuleigenen cloud auf. So kann jede jederzeit darauf zugreifen.

Wir sehen die Kooperation mit dem Elternbeirat durchaus so, dass auch wir von den Berufserfahrungen der Eltern und deren Perspektive aus Elternsicht viel lernen können. So war z.B. die gemeinsame Überlegung zur Implementierung und das Erproben und Üben vorab mit dem Elternbeirat vom Schulmanager online, einer Webplattform für Schulorganisaton, für uns sehr hilfreich.

Die Lehrerinnen bilden sich laufend individuell oder in Gruppen weiter, in den vielfältigen Bereichen, die eine Grundschule tangiert und die das Lernen und Leben im 21. Jahrhundert erfordert. Die Inhalte werden auf einer gemeinsamen Plattform geteilt, damit das Gesamtkollegium Zugriff darauf hat. Ein Fortbildungscurriculum wird auf einer kollaborativen Plattform geführt.

Immer wieder holen wir uns externe Personen online, hybrid oder in persona an die Silberbergschule. Folgende Personen haben uns durch gemeinsame Fortbildungen in den folgenden Schuljahren unterstützt:

Schuljahr 2023/24

Weiterhin begleiten uns Frau Regina Fuß-Wagner und Herr Thilo Kohler (ZSL, Freiburg) bei den Schulentwicklungsprozessen, dieses Schuljahr zur verbindlichen Implementierung von Projekten und zu "deeper learning". Zu "deeper learning" konnten wir Frau Prof. Britta Klopsch für einen Vortrag und Austausch im hybrid Format gewinnen. Wir möchten damit eine noch höhere Qualität in der Projektarbeit erreichen. Die Theorie ist die Grundlage für die Lehrerinnen zur Entwicklung von Projekten zu Themen, die in der heutigen Welt für die Kinder relevant sind. Die Frage "Wie können die Kinder nachhaltig lernen und ihr Wissen vernetzen?" und "Wie könenn die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts (Kreativität, Forscherfragen stellen, kritisches Denken, Zusammenarbeit...) noch stärker von den Kindern geübt werden?" stehen im Mittelpunkt. Das Kollegium beginnt bereits ein Curriculum zu Inhalten (gesund Leben, gesunde Natur, Vergangenheit, Demokratie, Kreativprojekt...) mit den dazugehörigen Fertigkeiten (Forscherfrage stellen, Recherchieren...) zu erarbeiten.

Das Kollegium nahm gemeinsam an online Fortbildungen von Beate Leßmann zu Lesen und Schreiben erneut teil. Einen gemeinsamen Trommelworkshop konnten die Lehrerinnen bei dem Musiker Sebastian König durch den Schulförderverein durchführen, so dass jetzt alle Schulklassen rhythmisch jederzeit geschult werden können. Zum Thema Demokratie - Kinder in der Kommunalpolitik begleitet uns auch noch dieses Jahr Herr Udo Wenzl aus Waldkirch.

Die Lehrerinnen nehmen an zahlreichen Fortbildungen einzeln, im Tandem oder in Gruppen teil (Demokratie, Rechenschwäche, Lese-Rechtschreibschwäche, Schulsanitäter, Musik etc. Dazu tauschen sie sich systematisch aus.

Schuljahr 2022/23

Fünf Studierende der FH Furtwangen und ihre Professoren zum erstellen einer digitalen Dokumentaton zur Leistungsrückmeldung  Silberbergschule_FH-Furtwangen_2022-08-01.pdf

Wir sind froh, dass Frau Regina Fuß-Wagner und Herr Thilo Kohler (ZSL, Freiburg) uns weiterhin begleiten den Schulentwicklungsprozess gemeinsam zu gehen. So durften wir mit ihrer großen Unterstützung zwei pädagogische Nachmittage planen und durchführen: Einen zu den wöchentlichen Lernentwicklungsgesprächen mit den Kindern und den anderen zu den Rückmeldegesprächen mit den Eltern. Um wirksame Rückmeldung Kindern und Eltern zu geben braucht es eine gute Vorbereitung und bewusst gewählte Worte. Das Kollegium entwickelte gemeinsam intensiv inhaltlich und gestalterisch die "Sternenstunden".

Zu einem gemeinsamen Workshop und für Unterstützung den Keramikbereich und Schulofen zu reaktivieren, konnten wir Gert Gießmann (Keramikermeister, Ausbildungsbetrieb Zarten) gewinnen. Mit den Kindern wird daraufhin viel mit Ton gearbeitet.

Wir konnten dazu sogar John Hattie (Professor für Erziehungswissenschaften und Direktor des Melbourne Education Research Institute an der University of Melbourne, Australien) für einen Austausch in hybrider Form gewinnen. Wir tauschten uns zuerst alleine für ca. 1,5 Stunden aus, z.B. zu den Themen wirksame Rückmeldung, Kinder in ihrem Lernprozess begleiten etc. und "schalteten" Mr. Hattie anschließend einfach hybrid dazu, er konnte sich eine knappe Stunde für uns Zeit nehmen. Er belehrte nicht, hielt keinen Vortrag, nein, er hörte zu und tauschte sich mit uns aus. Neben einigen Themengebieten war auch die veriefte Auseinandersetzung, wie man das Kind - mit diesen Rahmenbedingungen - so begleiten kann, dass der individuelle Lernprozess sein eigener wird und nicht von außen an das Kind herangetragen wird. Wir sprachen über den großen Einfluss über das Denken von Erwachsenen. Die Haltung der Lehrerin dem Kind seinen individuellen "Lernschritt" zuzutrauen und mit ihm darüber zu sprechen, ohne es dabei zu über- oder unterfordern. Der talk hat Spaß gemacht und Schwung in die gemeinsamen Denkprozesse gebracht, auch für die Kolleginnen, die krankheitsbedingt nicht dabei sein konnten.

Für die Implementierung der Demokratieschule konnten wir Udo Wenzl (Kommunalberatung, Waldkirch) gemeinsam mit der Gemeinde Bahlingen gewinnen. Mit den Klassen 4a und 4b startete er die Implementierung "Kinder in der Kommunalpolitik", welches auch zu dem Projekt "Jugendbeteiligung" führt und tauschte sich mit uns über die Implentierung eines Kinderparlaments aus.

Herr Uwe Gießmann (Intensivpfleger und Auszubildender in Erste-Hilfe für Kinder) bildete uns an einem Montag Nachmittag zu Erste-Hilfe Maßnahmen der Schule fort. Alle fühlen sich nun wieder sicherer im Umgang mit Verletzungen oder Krankheiten.

Schuljahr 2021-22
Frau Regina Fuß-Wagner und Herr Thilo Kohler (ZSL, Freiburg) unterstützen uns als Prozessbegleiter bei der Schulentwicklung mehrmals im Jahr und Frau Fatima Chahin-Dörflinger (IBBW, Stuttgart) begleitet uns von Beginn an bei den Evaluationen. Frau Sylvia Bohn (SSA, Freiburg) bildete uns im Bereich Deutsch als Zweitsprache und zum Umgang mit Kindern mit Fluchterfahrung fort, bei Frau Johanna Rössler (Rössler Lernmittel, Freiburg) besuchten wir eine mehrtägige Fortbildungsreihe zu einem mehrperspektivischen Zugang in der Mathematik. Herr Daniel Steh (Lehrer und Fortbildner, Köln) führte das Kollegium durch eine online Fortbildung in die Onlineplattform TaskCards ein, die häufig für Schulorgansiation und Unterricht verwendet wird. Bei Herrn Bernd Sippel (Apple Professional Learning Specialist, Chiang Mai) lernten wir an zwei Samstagvormittagen die technische und pädagogische Nutzung von iPads. Ein großer Impuls bekamen wir von Frau Prof. Uta Hauck-Thum (Ludwig-Maximilien Universität, München) an einem Nachmittag, im Hybrid Format, als sie mit uns über Transformationsprozesse an Schulen gesprochen hat und gemeinsam mit uns überlegt hat, wie deren Umsetzungsmöglichkeiten an der Silberbergschule gelingen kann. Herr Armin Hanisch (IT, Erwachsenenbildung, Landshut) hat uns an einem Nachmittag am Thema "Programmieren ohne Computer" gezeigt, dass es zum Verständnis der digitalen Welt Neugierde, interessante Fragen und kreative Lehr- und Lern-Settings benötigt.


Herzlichen Dank an alle Beteiligten, die uns meist ehrenamtlich unterstützen! Und wir sind gespannt, wen wir bald noch für uns gewinnen können!